Tipps zum Netzwerken: Vitamin Beziehungen

Bunte Papierflugzeuge auf blauem Hintergrund

Inhalt

Wie ein Netzwerk dich auch beruflich fit macht

Networking, Vitamin B oder soziales Kapital

„Der hat ja bloß den Job bekommen, weil er den Chef kennt!“ „Und die bekommen doch nur die Baugenehmigung, weil da jemand von denen bei der Stadt sitzt!“ Wir alle kennen solche Situationen und Sprüche dieser Art, wenn jemand durch sein Netzwerk einen beruflichen Vorteil erfährt. Nicht selten gehen diese Aussagen mit einem kleinen Fünkchen Neid einher.

Dabei lautet doch die eigentliche Frage: Kann man anderen vorwerfen, dass sie netzwerken und ihre Beziehungen sinnvoll nutzen? Und wie schaffst du es selbst, ein gutes berufliches Netzwerk aufzubauen und mit Networking deine berufliche Zukunft zu steuern?

Soviel ist klar: Es geht beim Netzwerken um Beziehungen zwischen Personen. Du kennst jemanden und der kennt jemanden und der wiederum kennt auch jemanden, der dir bei deinem Problem helfen kann. Das ist das Prinzip von Netzwerken, oder neudeutsch Networking. Jedes neue Mitglied deines Netzwerks bringt seine Kontakte mit ein. So verdichtet sich das Beziehungsgeflecht und Möglichkeiten für neue Bekanntschaften tun sich auf. Das Ergebnis: Du siehst nicht nur einen Vorteil im Job, sondern auch dein Privatleben profitiert davon, interessante neue Menschen zu kennen.

Was bringt ein gutes Netzwerk?

Gute Kontakte sind im Job oft schon die halbe Miete. Informations- und Wissensaustausch erbringen wechselseitig Profite. Ein Beispiel hierzu: Du hast eines deiner Büros zu einem kleinen „Aufnahmeraum“ umgestaltet, den du auch anderen Mietern deines Bürogebäudes zur Verfügung stellst. Der Gedanke dahinter? Das Equipment kann von jedem genutzt werden. Der eine braucht eine Kamera und einen Greenscreen, um Fotos zu schießen: Du profitierst, indem du von ihm lernst.

Geschäftsmeeting am Tisch

Wofür brauche ich mein Netzwerk?

Das Stichwort lautet: zielorientiertes Netzwerken. Am Anfang stehen Fragen wie: Wozu kann ein Netzwerk nützlich sein? Was möchte ich erreichen? Was oder wer könnte hilfreich sein? Daraus leitet sich ab, welche Personen am besten in dein Netzwerk „passen“. Selbstverständlich bedeutet das nicht, sich nur mit Menschen zu umgeben, die nützlich sein könnten. Außerdem solltest du dir vor Augen führen, ob es hilfreicher wäre, 300 Kontakte im Handy gespeichert zu haben oder eben nur 50 – dafür aber von Menschen, die dir persönlich oder beruflich „guttun“.

Es geht letztendlich um eine Strategie – nicht um eine reine zweckhafte Benutzung von Mitmenschen. Nicht, dass du das Ganze falsch verstehst. Beim Netzwerken geht es um gegenseitige Unterstützung, den Austausch von Wissen und darum, dass man gemeinsam oft mehr erreichen kann. Wozu möchtest du dein Netzwerk aufbauen? Bist du auf der Suche nach Geschäftspartnern, Lieferanten oder Kunden? Ein berufliches Netzwerk gleicht eben nicht dem privaten. Wer könnte dich voranbringen? Beispielsweise Leute, die schon erreicht haben, was du erreichen möchtest. Sie haben Insider- und Erfahrungswissen und können hilfreiche Ansprechpartner bei Problemen sein. Du solltest dich nicht schämen, Rat zu suchen – jeder hat mal klein angefangen!

Wo du Netzwerken kannst

Es gibt etliche Möglichkeiten zu Netzwerken. Du musst dich nur trauen. Gründerzentren, Stammtische, Tagungen oder Firmen-Events bieten beispielsweise perfekte Gelegenheiten, Gleichgesinnte kennenzulernen. In einigen Städten wird vermehrt „Clustering“ betrieben. Das bedeutet, dass sich Unternehmen der gleichen Branche räumlich zusammenschließen, um das Knüpfen von Kontakten untereinander zu erleichtern. Hierzu zählt beispielsweise das Silicon Valley in Kalifornien, wo sich die Riesen der Informationstechnologie (wie Apple und Google) sammeln.

Aber bleiben wir auf dem Boden der Tatsachen: In der Mittagspause einfach mal mit anderen Kollegen gemeinsam essen – ein kleiner Schritt, der vielleicht große Vorteile bringt. Freunde und Freundesfreunde: Das ist das Basisprinzip des Netzwerkens.

Tipp:

Welche Kontakte sind überhaupt schon vorhanden? Du solltest dir vor Augen führen, wen du kennst und vielleicht auch: Zu welchen weiteren Leuten könnte diese Person Kontakte vermitteln?

Teammeeting mit lockerer Unterhaltung
Gespräche suchen, vor Ort sein: die persönlichste Form des Netzwerkens.

Wie kann ich Kontakte knüpfen?

Es gilt beim Networking offen zu sein, um mit anderen ins Gespräch zu kommen. Auch eine positive und offene Körperhaltung während einer Unterhaltung ist hilfreich. Im Gespräch geht es darum, Interesse zu zeigen, nachzufragen oder zuzuhören. Gleichzeitig aber nicht, auf Teufel komm raus, Interesse zu heucheln oder aufdringlich zu sein. Hört sich nach vielen Vorschriften an? Eigentlich nicht, versetze dich doch einfach in dein Gegenüber hinein und überlege, was angebracht und was unangenehm wäre. Das klassische „wie du mir, so ich dir“ – Jemandem, dem du gut gesinnt entgegentrittst, wird dir das normalerweise auch widerspiegeln.

Tipp:

Um die Kontaktaufnahme zu erleichtern, gib eine Telefonnummer oder eine Visitenkarte weiter. Nichts ist ärgerlicher, als einen interessanten Menschen kennenzulernen und am Ende den Kontakt zu verlieren.

Netzwerken im Internet

Generell gilt: Im Zeitalter der Digitalisierung kann und darf das Internet definitiv zum Zwecke der Kontaktknüpfung verwendet werden. Aber was gilt es zu beachten? Es ist gar nicht so einfach, die Reaktion des „Gegenübers“ anhand eines getippten Textes abzulesen. Belästigung und Aufdringlichkeit können schnell zu einem Kontaktabbruch führen. Es gilt, Relevanz und Ausmaß einzuschätzen. Das Ziel des Netzwerkens sollte auch hierbei berücksichtigt werden: Partner-, Kunden- oder Lieferantennetzwerk? Eine gute Vernetzung auf Online-Plattformen – wie Xing, LinkedIn oder Facebook – kann dir helfen, Augen und Ohren im Netz offenzuhalten.

Facebook-Anmeldeseite auf Mobiltelefon
Social Media Plattformen: die vielfältigen Möglichkeiten virtueller Netzwerke nutzen.

Tipps um Fehler beim Networking zu vermeiden

Quantität statt Qualität, aber auch nur auf den eigenen Nutzen bedacht zu sein, können beim Netzwerken zum Problem werden. Selbst die Initiative zu ergreifen und nicht nur auf Rückmeldungen anderer zu warten, bringt dagegen einen regen Austausch voran. Um eben diesen Austausch geht es. Wenn du einen Gefallen von einem Kollegen erbittest, dann solltest du ihm verständlicherweise auch entgegenkommen. In einer einseitigen Nutzenbeziehung fühlt sich dein Gegenüber ausgenutzt, und auch für dich wäre das nicht unbedingt die beste Strategie.

Networking hat viel mit guten zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun. Im privaten wie im beruflichen Bereich werden Menschen leichter Kontakte aufbauen, wenn sie das Gegenüber mögen und das Gefühl haben, sich aufeinander verlassen zu können. Wenn du einfach ehrlich bist, keine Angst vor dem Kontakt hast und nicht immer nur an deinen eigenen Vorteil denkst, sollte deinem Netzwerk nichts mehr im Wege stehen.

Wie groß ist ein ideales Netzwerk?

Aus einer Studie des Soziologen Brian Uzzi, die im Jahr 2005 im American Journal of Sociology erschien (Quelle: (https://doi.org/10.1086/432782)), lässt sich interpretieren, dass es nicht unbedingt sinnvoll ist, so viele Geschäftspartner wie möglich zu kennen.

In dieser Studie wurde der Zusammenhang von erfolgreichen Broadway-Musicalproduktionen mit der Anzahl der Mitwirkenden, die bereits vorher Kontakt hatten, untersucht. Hier kam zum Vorschein, dass Produktionen, bei denen sich die meisten Mitwirkenden kannten und somit eigentlich ein umfassendes Netzwerk vorhanden war, weniger häufig erfolgreich waren. Uzzis Theorie hierzu war, dass wenn sich die Mitglieder zu gut kannten, der nötige neue kreative Input fehlte, um das Stück erfolgreich zu machen.

Auf der anderen Seite war es laut der Studie auch nicht hilfreich, wenn sich zu wenige der Mitwirkenden vorher kannten. Dies führte anscheinend dazu, dass die Abläufe nicht genügend einstudiert waren. Somit konnten diese Produktionen nicht so reibungslos ablaufen, da die guten Kontakte zwischen unterschiedlichen Bereichen der Produktion fehlten. Es sollte also bei einem guten Netzwerk nicht auf Teufel komm raus versucht werden, jeden Geschäftspartner vorher gut kennenzulernen, da es oft auch hilfreich und produktiv ist, wenn sich unterschiedliche Meinungen begegnen.

Und dann?

Ein qualitativ hochwertiges Netzwerk ist aufgebaut. Sehr schön! Nun geht es darum, dieses zu pflegen und aufrechtzuerhalten. Der Soziologe Pierre Bourdieu bezeichnete Beziehungen als „soziales Kapital“. Ein gut vernetztes Geflecht an Kontakten kann also durchaus als eine Art Kapital betrachtet werden. Allerdings ist dieses soziale Kapital im Ernstfall nur einsetzbar, wenn dein Netzwerk schon eine gewisse Zeit gefestigt ist.

Kontakte müssen also längerfristig bestehen, um hilfreich zu sein. Das ist ja auch ganz logisch: Würdest du jemandem vertrauliche Informationen zukommen lassen, den du gerade erst kennengelernt hast? Eher nicht. Und genau so ticken wir Menschen eben: Geben, Nehmen und Beziehungen zwischen Personen basieren auf Vertrauen. Dieses Vertrauen muss jedoch erst aufgebaut werden – und das kostet mitunter Zeit.

Davon ausgehend, dass ein zielorientiertes Netzwerk aus interessanten Personen besteht: Warum nicht einfach mal eine Mail schreiben, um den Kontakt zueinander nicht zu verlieren? Du kannst Gedanken austauschen, deinen Rat anbieten oder selbst, welchen einholen. Wichtig ist es, einander anzuerkennen: reine Geldfragen sind nicht unbedingt der allerbeste Motivator.

Digitale Vernetzung von Menschen
Die unerlässliche Quelle deines Sozialkapitals: Beziehungen.

Lass dich nicht abschrecken …

Hier geht es nicht um eine Wissenschaft! Mit ein paar Tipps und Tricks kann jeder zum Networking-Profi werden! Und das Wichtigste: Übung macht den Meister. Versuch es – unterhalte dich zum Beispiel beim nächsten Firmenevent mit anderen Kollegen als gewöhnlich und schau, was sich daraus ergibt. Je öfter du positive Erfahrungen machst, desto leichter fällt es dir, fremde Menschen anzusprechen. Und wir sollten nicht vergessen: Netzwerken macht Spaß!

Das Knüpfen neuer Kontakte, interessante Menschen kennenlernen, eine Erweiterung unseres Horizonts – eigentlich können wir nur vom guten alten Vitamin B profitieren. Worauf wartest du?

Ähnliche Beiträge